Zurück

Thomas Friedrich:


Wie eine Radex nach Sachsen kam

Die Geschichte meiner Express begann für mich im Frühjahr 2002. Nichts ahnend bekam ich damals einen Anruf von meiner Tante aus Nürnberg. Während des Gespräches kam Sie dann auf das vorgenannte Thema, und fragte mich ob ich noch bei uns im Lichtensteiner Oldtimer- club wäre? Verdutzt fragte ich nach dem Grund. Na, sie hätte von meinem verstorbenen Onkel noch ein Motorrad in der Garage stehen, und wenn ich es wieder aufbauen würde, könnte ich es abholen. Ansonsten gäbe sie das Motorrad ins Museum nach Nürnberg .Was es für eine Maschine wäre, konnte Sie mir nicht sagen .Ich hatte ja noch nicht mal von ihrer Existenz gewusst . Da ich damals noch in Bayreuth gelebt habe fuhr ich 2 Tage später zur ersten Begutachtung nach Nürnberg. Unter Brennholz und Altpapier sah ich sie dann das erste mal stehen. Die Marke kannte ich trotzdem nicht. Ich nahm schon einmal alle Papiere mit, und machte mich im www auf die Suche.Schnell wurde ich fündig. Auf dieser wunderbaren Express-Seite erfuhr ich das erste Mal etwas über meine neue Errungenschaft. Ich war Besitzer einer Radex 255 geworden.Als echter Expressbesitzer, wurde ich auch sofort Mitglied in der IG,obwohl ich das Motorradad noch nicht einmal abgeholt hatte. Dies sollte noch bis zum Herbst 2002 dauern. Da durfte die Radex nach 30 Jahren das erste Mal die Garage verlassen!
Sie sah einfach toll aus, wie sie so da stand. Dann, die erste Bestandsaufnahme. Auf den ersten Blick sah alles super aus, komplett und i.O. Doch als ich sie dann im Auto aufbocken wollte, sah ich, dass der Ständer um einige cm gekürzt wurde. Als ich später einen Testbericht las, wurde mir auch klar warum. ,,Der" soll ja auch auf der Geraden geschliffen haben.Es fehlten weiter die Kotflügelfigur und die Kniepolster.Die Überführung nach Sachsen verlief problemlos. Jetzt war der große Moment gekommen und die Radex zog in meine Garage ein. Nun hatte ich ständig Besuch, fast jeder aus unserem Oldtimer-Club wollte sie mit eigenen Augen sehen . Für die ersten Arbeiten an der Radex war aber jetzt erst mal keine Zeit. Das jährliche Highlight unserer Clubarbeit stand an. Ende September fahren wir im Rahmen des Oldtimerwochenendes mit unseren Fahrzeugen selbst auf dem SACHSENRING.
Es war noch einiges zu schrauben an meiner CZ 125,Baujahr 1952. Die Radex war noch nicht so weit. Doch eines Tages wird auch sie über unsere legendäre Rennstrecke fahren.
Vorerst konnte ich aber nur davon träumen.
Im Februar '03 fuhr ich schon einmal nach Neumarkt zur Franken-Classic, um mich etwas umzuschauen und den Stand der IG zu besuchen. Dann war es soweit, es war wieder Frühjahr und die Arbeiten konnten beginnen . Zuerst einmal Platz schaffen und dann konnte ich mit dem Zerlegen der Maschine beginnen. Vorher ließen wir den Motor das erste Mal laufen. Den ganzen Winter brauchte ich, um die Kolben wieder zu lockern. Sie waren nicht festgelaufen, sondern nur durch alten Ölschlamm verkeimt. Nach 30 Jahren Winterschlaf und 5maligem Antreten, brüllte er dann auch los . Ein sehr interessanter Klang, den man bestimmt überall heraus hören wird.Nur, war ein schleifen und Rasseln zu hören, nichtweiter schlimm, aber ich beschloss den Motor zu überholen. Nun ging es aber wirklich los.
Nach und nach bauten wir alles ab und sahen so mehr und mehr kleinerer Sachen, die man von aussen nicht gesehen hatte. Am schlimmsten waren die 2 Risse im Rahmen. Meinen Onkel hat es bestimmt öfters mal geschmissen, als er damals vor fast 50 Jahren seine Ausflüge machte. Vielleicht war auch das gute fränkische Bier schuld?
Jedenfalls weisen alle Blechteile erhebliche Beulen auf und die Felgen haben tiefe Risse. Die Krümmer und Auspufftöpfe waren so von Kratzern und Beulen übersäht, an eine Rettung war ebenfalls nicht zu denken. Fazit, neue Felgen und neue Speichen. Dies ist schon erledigt, nur die Auspuffanlage muß aus Kostengründen noch warten. Als nächstes ließ ich alle Teile Sandstrahlen (einer aus unserem Club ), danach wurden alle sofort grundiert. Seither bin ich am Spachteln und Schleifen. Eine echte Schweinearbeit bei den Beulen, aber ein 50jähriges Motorrad darf auch Gebrauchsspuren aufweisen.Auch bin ich mir bei der Farbgebung noch nicht so sicher. Orginal war sie Mettalicblau mit verchromten Tank. Um dies wieder herzustellen bedarf es vielen Euros, vorallem der Chromtank. Die zweite Sache ist, blau ist eigentlich keine Farbe für ein Bike. Es gibt für mich eigentlich nur zwei Farben, rot oder schwarz? Beides kann man mit Beige kombinieren , man müßte es mal fertig sehen, vielleicht kann mir mal jemand ein Foto schicken?
Es war schon wieder September und wieder hiess es fertig machen für den Sachsenring. Es wurde die CZ wieder herausgeholt und ab ging es. Dieses Jahr hatten wir sogar eine Box, und ein Traumwetter von 30°C. In unserer Nachbarbox war der Chef von MZ, gefahren mit einem Jaguar Sportwagen und Bentley, super. Dieses Jahr waren über 850 Fahrzeuge am Start, der absolute Wahnsinn. Zur Abschlussrunde fuhre alle auf einmal auf der Strecke, vom Fahrrad mit MAF-Motor, über Seitenwagen und Nutzfahrzeug bis zum 7-Liter Bentley. Das alles bei 15.000 Zuschauern. Ein überwältigendes Gefühl. Das Wochenende war ganz für die Familie. Wo hat man das heut noch, jeder fiebert jetzt dem nächsten Jahr entgegen. Etwas negatives gab es trotzdem. Die Radex war noch nicht mit dabei. Aber, der Tag wird kommen!!!!!!!
Wie schon gesagt, der Motor musste aufgrund seiner Nebengeräusche zerlegt und neu gelagert werden. Jetzt hat ein Freund von mir über Weihnachten den Motor zerlegt und mit neuen Lagern und Dichtungen versehen. Gott sei Dank war der Geräuscheverursacher ein äußeres Lager, den an das Mittlere kommt man ohne Spezialwerkzeug nicht so einfach ran. Auch wurden Dichtungen und Kettenspanner aus Papier durch Kupfer ersetzt. Jetzt erstrahlt der Motor in neuen Glanz. Die Zündung wurde erst mal so gelassen, alles funktioniert top. Wenn es sich dann nicht vermeiden lässt, ist eine elektroniche Zündung auch schnell nachgerüstet.
Alle Aluteile sind aufpoliert und glänzen wie neu. Das Zylindergehäuse habe ich nach dem Sandstrahlen schwarz gespritzt, weil es so zu anfällig ist und die Köpfe bleiben so blank, ein super Anblick. Das waren alle Arbeiten die bis jetzt abgeschlossen sind.
In diesem Jahr, 2004, versuche ich alle Teile zusammenzutragen. Dann kann im nächsten Winter die Radex zusammengebaut werden.

Fortsetzung folgt..............

Thomas Friedrich






Zurück